Sonntag, 5. Juli 2009

Von nackigen Fischbrötchen und Winden in geschlossenen Räumen

Wir sind angekommen!

Die Schweiz verabschiedete uns mit einer beinahe schwarzen Gewitterfront im Raum Härkingen. Mit 40 km/h trotzten wir den Wassermassen. Doch bald klarte es auf und in Lörrach schien die Sonne. Dies bekam auch unser Liegewagen zu spüren. Geschätze 40°C und mehr betrug die gefühlte Innentemperatur unseres Abteils. Kein Wunder: Der Zug (Jahrgang 68 +/-) genoss den ganzen Tag prächtiges Sonnenwetter auf einem Abstellgleis. Doch der Zug besitzt ja, gemäss Zugsbegleitung eine leistungsfähige Klimatisierung (Jg. 68 +/-). So konnten wir uns dennoch auf eine angenehme Nacht einstellen. Und zu meiner grossen Überraschung war die Nacht auch tatsächlich auszuhalten. Zwar ist die Matratze hart wie Granit und um eine Fusslänge zu kurz. Doch Bier, Prosecco und ipod halfen für einen tiefen, kurzen Schlaf. Weder der Säugling rechts noch der Schnarcher links von uns konnten dies verhindern. Zumindest der Schnarcher hat's erfolglos versucht.
Pünktlich bezogen wir also unser enges und stickiges Abteil. Hektik kam auf, als wir im netten Restaurant «Amazonica» 25 Minuten auf unser Bierchen warten mussten, welches wir dann mehr oder weniger ex und hopp zu kippen hatten um zu vermeiden, dass Auto und Gepäck ohne uns nach Hamburg reisten. Die feinen Sandwich von Danielle stillten unseren Hunger und zwei Fläschchen Prosecco krönten das Pic-Nic im Abteil.

Was gibt's schöneres als Zugstoiletten? Die appetitlichen Rückstände der Mitfahrenden in, auf und um die Toilette sorgen bei jeder längeren Reise mit der Eisenbahn für aromatischen Gesprächsstoff. Unsere schwedischen Kabinennachbarn haben eine eigene Taktik zum Besuch des stinkenden Örtchens entwickelt: Barfuss! Sie vermeiden es, mit ihren Hausschuhen das feucht-schmutzige Milieu aufzusuchen. Sie waschen sich lieber zu Hause die Füsse (und wahrscheinlich schmeissen sie regelmässig die Socken weg - denn irgendwie muss man ja die sauberen Schuhen vor den dreckigen Füsse schützen...).

Nach einer ruhigen Nacht erreichten wir Hamburg Altona mit einer 50 minütigen Verspätung. Grund: Brandalarm im Zug: Ausgelöst durch Haarspray in der Bordtoilette - die Frisur sitzt, die Passagiere auch...

Apropos Sprühnebel: In geschlossenen Räumen entstehen Gase. Diese Gase drängen darauf, diese geschlossenen Räume zu verlassen. Der menschliche Körper ist so eingerichtet, dass man mit gezielter Muskelsteuerung gewisse Körperöffnungen ventilartig steuern kann. Sehr zum Spass der Mitreisenden. Je nach Speise und Gärdauer sind solche Emissionen (im Zug oder Auto) eine willkommene, unterhaltende Einlage. Auf die Dauer stinkt's einem dann doch zum Himmel.

Wir erreichten also grün und glücklich unseren Bestimmungsort List auf Sylt, nach einer flotten Fahrt, wie man sich dies von deutschen Autobahnen wünscht und beeindruckt vom Wille und den Bemühungen Schleswig Holsteins, Windenergie zu gewinnen.
Bevor wir also die Bude in Beschlag nahmen, war ein erster Besuch des Hafens und bei Gosch ein dringendes Bedürfnis. Da entdeckten wir auch, wie leichtfertig unsere Gesellschaft heute mit Pornografie umgeht. Sex sells - auch bei Gosch (siehe Foto)! Apropos Gosch: Gleich geht's zum Abendessen, gleich neben an - bei Gosch ;-) ...

Fortsetzung folgt...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen